Dieter Kraft
An einem Seminar der Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte bekommen die Studierenden zwei identische Papiermuster, die sich nur durch die Farbe unterscheiden, in die Hand.
Die Mehrheit der Studierenden empfindet – unbeeinflusst – den pastellblauen Bogen als kühler und den rosaroten als wärmer.
Dieses «Farbenfühlen» ist auch bei Blindtests mit farbigen Textilien aufgefallen, nie aber in dieser Deutlichkeit.
Der Kunde meint: «Kuverts nehmen wir die billigsten, das Postbüro schmeisst sie eh weg».
Der Leiter einer grossen Vesicherungsagentur erzählt, dass er ab und zu am Samstag selber die Post abhole, öffne und sich über die unterschiedliche Qualität der Kuverts wundere.
Unwillkürlich ziehe er dann Rückschlüsse von der Papierqualität auf den Absender. Hohe Ansprüche in einer billigen Verpackung stimmten ihn misstrauisch.
Auf die Frage an einen Herrenausstatter an der Bahnhofstrasse, wieso in dieser beühmten Einkaufsmeile so viele schlecht gekleidete Herren unterwegs sind, antwortet dieser: «Gut angezogen sein, ist eine Frage bewusster Wahrnehmung und Ästhetik, vielleicht sogar auch der Ethik.»
Die besorgte Mutter bringt ihr kleines Persönchen ins therapeutische Malen.
«Im Kindergarten malt sie immer nur mit Schwarz!».
Im Malatelier greift die Kleine dann herzhaft zu den Farben. «Weisst Du, im Chindsgi war nur der schwarze Stift lang und schön, alle anderen waren kurz und zerkaut.