Dieter Kraft
Licht löst über das Auge Sinnesempfindungen aus. Farbempfindung ist Ergebnis von neuronalen Prozessen im Gehirn, unabhängig von physikalischen Eigenschaften des Lichtes oder des Gegenstandes der die Strahlung reflektiert. Farbempfindung ist physikalisch nicht messbar.
Der Begriff Farbe wird sowohl für Farbempfindung (Licht und Schatten, Kontrast, Reflexion, Transparenz) als auch für Farbmittel (Farbstoffe, Pigmente, Lacke, Beschichtung) verwendet. Gegenstände wirken farbig, wenn reflektiertes oder durchgelassenes Licht in unser Auge fällt, nachdem ein Anteil des weissen Lichtes absorbiert oder durch Überlagerung gelöscht worden ist. Oberflächen und transparente Objekte können Licht reflektieren oder absorbieren, der Gegenstand wird farbig wahrgenommen.
Farbe kann wissenschaftlich definiert werden durch die Wellenlänge elektromagnetischer Wellen (ca. zwischen 380 und 750 nm) oder durch die Farbtemperatur in Kelvin (Der Nullpunkt der Kelvinskala liegt am absoluten Nullpunkt bei -273,15 °C).
Die Farbtemperatur wird in Kelvin angegeben. Sie dient in der Fotografie zur Definition von Lichtquellen. Die Farbtemperatur gibt die von einem Schwarzkörperstrahler thermisch abgestrahlte Leistung in Abhängigkeit von seiner Temperatur an. Bei nichtthermischen Lichtquellen weicht die Farbtemperatur von der Temperatur des Strahlers ab.
Farbwahrnehmung ist subjektiv und situationsabhängig. Beim Sehen wird das Spektrum nicht genau analysiert, das Gehirn könnte die entstehenden Datenmengen nicht verarbeiten. Auch würde die Abstraktionsfähigkeit vermindert, was überlebenswichtige Entscheidungen blockieren könnte.
Die Beleuchtung beeinflusst die emotionale Wirkung eines Gegenstandes: Je nach Lichtführung wird Raum komprimiert, unterdrückt, oder in voller Tiefe erfahrbar gemacht. Von der Lichtqualität (diffus oder gebündelt) hängt die Intensität der Farben ab. Je nach Thema kann die Farbwirkung von gesättigt (knallig) bis ungesättigt (Pastell) eingestellt werden. Ändert sich die spektrale Zusammensetzung der Beleuchtung, so verändert sich die Farbe eines Gegenstandes. «Tageslicht» ändert seine Farbtemperatur im Laufe des Tages, aber auch je nach Jahreszeit und Wetter, Glüh- und Halogenlampen tendieren zu warmen Farben (von Kerzenlicht ganz zu schweigen), und Fluoreszenz- oder Energiesparleuchtenleuchten können je nach Typ spektrale Lücken zeigen, welche die Farbwahrnehmung verfälschen.
Metamere Farben sind bei verschiedenen Lichtarten nur bedingt gleich, sie verändern sich nicht analog der spektrale Zusammensetzung der Beleuchtung. Das bedeutet, dass gewisse Farben bei einem Wechsel der Lichtart in einen anderen Farbton kippen können.Ein bestimmtes Grün kann infolge der Metamerie unter wechselnden Lichtverhältnissen ins Gelbliche oder Bläuliche kippen. Der angestrebte Eindruck der ausgewählten Farbkombination (oder die vorgegebene Firmenfarbe) wird verfehlt. Farben müssen deshalb immer zusammen auf ihre Wirkung unter verschiedenen Lichtverhältnissen geprüft werden.
Licht in den Primärfarben Rot, Grün, Blau wird übereinander auf eine Fläche projiziert, dadurch entstehen Mischfarben.
Anwendung: Bildschirm (elektronische Medien)
Bezeichnung: RGB
Pigmente in den Primärfarben Cyan (Blau), Magenta (Rot) und Yellow (Gelb) werden mit weissem Licht beleuchtet. Auch dadurch entstehen Mischfarben.
Anwendung: Printmedien
Bezeichnung: CMYK
Rot ist die kräftigste aller Farben: lebendig, energiegeladen, erregend und stimulierend, aktiv bis aggressiv. Rot stellt sich in den Vordergrund, kommt dem Betrachter entgegen.
Assoziationen: Liebe, Dynamik, Kraft, Wille, Energie, Blut, Aggression, Kampf, Gewalt, Erregung, Teufel, Wut, Feuer, Vitalität, aktiv, heiss.
Wirkung: Mit dem Subjekt wirkt Rot treibend und stärkend, gegen das Subjekt einschüchternd und lähmend. Rot beschleunigt organische Funktionen.
Redensarten: Rosarote Brille, rote Zahlen, rot sehen, roter Kopf, rot anlaufen, rote Nase.
Blau ist Sinnbild inneren, geistig-seelischen Lebens. Es besitzt kaum körperlich-sinnliche Reizwirkung und wirkt beruhigend bis dämpfend. Blau steht im Hintergrund, es ist kühl und distanziert.
Assoziationen: Technik, Intellekt, Sehnsucht, Traum, Treue, seriös, kühl, frisch, fern, konstruktiv, beherrscht, Himmel, Wasser, Ruhe, Eis, Nacht
Wirkung: Blau wirkt beruhigend, entspannend und schafft Distanz. Damit ermöglicht Blau Konzentration, Vertiefung und auch Verinnerlichung.
Redensarten: Blaues Wunder, blau sein, blau machen, feel blue, das Blaue vom Himmel versprechen, blauäugig, mit einem blauen Auge davonkommen, blauer Brief, Fahrt ins Blaue.
Gelb ist die leuchtendste Farbe, strahlend wie das Licht: Expansive, leichte, befreiende Bewegung, es kann auch aufdringlich, oder sogar giftig wirken. Gelb löst, befreit, zerstreut und sticht.
Assoziationen: Sonne, Wärme, Licht, Gold, Kommunikation (Post), extrovertiert, fröhlich, giftig, Glück, Neid, aktiv, laut, verbindend, heiter.
Wirkung: Gelb wirkt befreiend, erheiternd aber auch aufdringlich und aufregend. Gelb neigt zu Extremen.
Redensarten: Gelb vor Neid, das Gelbe vom Ei, der gelbe Wagen, gelber Riese, gelbe Seiten.
Das reine Grün zeigt giftige, triebhafte und begehrende Aspekte. In gedämpfter oder gebrochener Form wird es zunehmend sanfter, passiver und freundlicher, ja sogar beruhigend.
Assoziationen: Triebhaft, begehrend, giftig, anziehend, aufreizend, beruhigend, Hoffnung, Fruchtbarkeit, Daseinsfreude
Wirkung: Grün wirkt beruhigend, aber auch aufreizend und anziehend.
Redensarten: Grün hinter den Ohren, sich grün und blau ärgern, du grüne Neune, im grünen Bereich, Grünschnabel, Greenhorn, auf einen grünen Zweig kommen, grüner Daumen.
Orange liegt als warme, vordergründige Farbe zwischen Gelb und Rot. Das Fahrige des Gelb wird durch den Rotanteil gebändigt und wandelt sich zu warmer, aggressionsfreier Leuchtkraft.
Assoziationen: Leuchten, Genuss, Teilnahme, Wärme, Anregung, Vergnügen, reife Frucht, lustvolle Erregung, gemütlich, künstlich, lustig, gesellig, Sicherheit (Arbeitskleidung für Exponierte in Gefahrenzonen).
Wirkung: Orange erleichtert, wirkt wärmend, freudig entspannend, anregend und gemütlich.
Violett liegt im Spannungsbereich der zwei entgegengesetzten, wesensfremden Extreme Blau und Rot. Das Zusammentreffen von Behauptung und Hingabe erzeugt Zerrissenheit, diese Gegensätze bekämpfen sich.
Assoziationen: Trauer, Busse, Tod, Zwiespalt, Zerrissenheit, innerer Kampf, Finsternis, Geheimnis, gehemmte Erregung, Magie, Zauber, Konflikt, Unheil, Melancholie, düster, schwer, deprimierend.
Wirkung: Violett stimmt traurig, melancholisch und sehnsüchtig, es beunruhigt, deprimiert und bedeutet innere Zerrissenheit, blockierte Vitalität oder durch Vitalität verhinderte Verinnerlichung.
Weiss ist neutral, die hellste Farbe und bietet den anderen Farben die Möglichkeit sich zu entfalten.
Assoziationen: hell, keusch, rein, leer, offen, gut, Nicht-Farbe, Friede, Unschuld, Stille, himmlisches Licht.
Wirkung: Weiss wirkt auflösend und entleerend.
Schwarz, die dunkelste der Farben gibt als Hintergrund den bunten Farben optimale Leuchtkraft aber vergraut und zerstört diese, wenn es mit ihnen gemischt wird.
Assoziationen: Konservatismus, Anarchismus, Eleganz, Finsternis, Geheimnis, Tabu, Magie, Nichts, Macht, Tod, Gewalt, vornehm, ernst, böse.
Wirkung: Schwarz wirkt still und verschlossen aber auch festlich und gebieterisch.
Redensarten: Schwarz sehen, schwarz malen, schwarz vor Augen, schwarzer Humor, Schwarz wie die Nacht, Schwarzbuch, schwarze Liste, schwarze Zahlen, schwarz fahren, Schwarzarbeit, schwarzer Peter, schwarzes Schaf, schwarzes Brett, anschwärzen, schwarzer Tag.
Grau ist neutral, allgemein und unentschieden.
Assoziationen: Dämmerung, Diskretion, Neutralität, allgemein, unentschieden, abstrakt, grauenhaft, trostlos, Heimtücke, gleichgültig, unheimlich, lebensfeindlich, Schatten, grauer Alltag, Sorge, Hinterlist, Elend.
Wirkung: Grau wirkt eintönig, leblos, spannungslos bis trostlos, aber auch elegant und distinguiert.
Redensarten: Grauer Alltag, graue Maus, graue Theorie, Grauzone.
Die Wirkung der Farben hängt ab von ihrem Raumanteil, ihrer Mischung und ihrer Sättigung. Wird eine Farbe mit einer anderen gemischt oder verändert sich ihre Sättigung, so kann ihre Wirkung sich verstärken, abschwächen oder gar ins Gegenteil umschlagen. Das gleiche Rot in verschiedenen Umgebungen (oder Formen!) kann einmal Liebe und einmal Hass bedeuten. Aussagen wie: «Rot ist die Liebe, Grün ist die Hoffnung» können nicht verbindlich sein, da weder der Farbton noch sein Umfeld definiert sind.
Die Veränderung eines Farbanteils in einem vierfarbigen Bild um 10 Prozent bewirkt eine deutlich wahrnehmbare Farbveränderung. Ob ein Blau «cool», «kühl» oder «kalt» ist kann einer Botschaft einen völlig anderen Sinn geben.
Farbe muss immer im Zusammenhang mit ihrem Untergrund betrachtet werden. Verändert sich die Papierfarbe so wird die Wirkung der aufgedruckten Farbe oft erheblich beeinflusst.
Eigenfarbe, Oberflächenstruktur oder Opazität (Lichtdurchlässigkeit) eines Materials beeinflussen die Wirkung der Druckfarbe. Die Struktur des Materials, aber auch der Farbauftrag wirkt sich auf die Lichtreflexion aus. So bieten satinierte, glänzende Papiere eine leuchtende Brillanz der aufgetragenen Farben, können aber in bestimmten Lichtverhältnissen durch Spiegelungen auf der Oberfläche den Betrachter irritieren. Die Wirkung der Farbe hängt auch davon ab, in welchem Winkel das Licht auftrifft. Auf gestrichenem Papier bleibt die Farbe kompakt auf der Oberfläche und wirkt dadurch brillant. Auf mattem Papier dringt sie teilweise in den Papierfilz ein und verliert dadurch an Leuchtkraft. Sie kann dadurch stumpf aber bei bewusstem Einsatz auch dezent-elegant wirken. Glänzende Materialien sind anfällig für Fingerabdrücke, matte sind schmutzempfindlich.
Rezept für gute Resultate: Bemustern, Testen, Ausprobieren, Farbe in der Druckerei an der Maschine abstimmen (Vorsicht: beim Trocknen kann sich die Farbe verändern).
Ändert sich die spektrale Zusammensetzung der Beleuchtung, so verändert sich die Farbe eines Gegenstands. Das Tageslicht ändert seine Farbtemperatur im Laufe des Tages, aber auch je nach Jahreszeit und Wetter. Glüh- und Halogenlampen tendieren zu warmer Farbwiedergabe weisen aber ein kontinuierliches Spektrum auf. Fluoreszenz- und Energiesparleuchten können je nach Typ und Preisklasse teilweise signifikante spektrale Lücken aufweisen, wodurch die Farbwahrnehmung verfälscht wird. Das Vorherrschen gewisser Spektralbereiche kann sich auf die Gesundheit ungünstig auswirken.