Dieter Kraft
Aus den elementaren Formen (Flächen) Kreis, Quadrat und Dreieck lässt sich jede Form ableiten.
Die beschriebenen Bedeutungen sind überlieferte Grundwerte. Sie können sich kontext-, zeit- und kulturabhängig verändern. Auch individuelle Symbolik ist möglich.
Punkt und Linie sind Flächen, der Punkt eine sehr kleine, im Idealfall unendlich kleine und die Linie eine beliebig lange, im Idealfall unendlich schmale.
Als Fläche wird auch ein Buchstabe oder ein Text wahrgenommen. Alle Symbole, Signete, Text- und Dekorationselemente sind Flächen, die durch Grundformen oder Teile von ihnen gebildet werden. Je nach Charakter der beteiligten Formen werden andere Emotionen ausgelöst
Der Kreis wird als elementarste Form durch eine endlose Linie beschrieben. Ohne Anfang und Ende, ist er unendlich. Er bevorzugt keine Richtung und ist frei in seiner Bewegung. Stellt man den Kreis auf eine schiefe Ebene, so beginnt er zu rollen.
Bedeutung: harmonisch, vollkommen, absolut, geschlossen, beweglich.
Assoziationen: Wärme, Ganzheit, Weite, Weichheit, Weiblichkeit, Geborgenheit.
Beispiele: Rad, Sonne, Verbotstafel, ein Tropfen, der auf eine glatte Wasserfläche fällt, bildet eine Folge konzentrischer Kreise.
Symbolik: Die kreisrunde Scheibe und das Rad gehören zu den wichtigsten symbolischen Darstellungen der Sonne. Im Sonnenlauf wird die Zeit als kreisförmige Bewegung im Raum erlebt, der Kreis wie auch das davon abgeleitete Rad wird zum Symbol der Zeit. (Zifferblatt). Der Kreis wird auch als Sinnbild für den Kreislauf von Auf- und Abstieg, von Werden und Vergehen verstanden.
Das Quadrat, statisch, stabil und symmetrisch, wirkt mit seiner kantigen, harten Form konstruiert und materiell. Es gibt vier gleichberechtigte Richtungen vor. Auf eine schiefe Ebene gestellt, zeigt sich seine statische Stabilität.
Das Quadrat ist ein wichtiges gestalterisches Ordnungsprinzip. Ob Architektur (Planungsraster amerikanischer Städte), Seitenlayout für anspruchsvolle Drucksachen oder Gestaltungsraster im Webdesign — am Quadrat kommt der Gestalter nicht vorbei.
Stellt man das Quadrat auf die Spitze, so wird es instabil, als ob es jederzeit kippen könnte. Instabile Formen wirken dynamisch und erzeugen höhere Aufmerksamkeit. Sie werden deshalb oft als Warnsignale eingesetzt.
Der begrenzende Aspekt kann sowohl bewahrend und schützend wirken (Wehrturm, Festung, sichere Wände) als auch bedrohlich und einengend (Gefängnis)
Bedeutung: kantig, statisch, symmetrisch, geordnet, begrenzt, materiell, solide, labil und auffällig, wenn auf der Spitze stehend
Assoziationen: Schutz, Sicherheit, Ordnung, Planung
Beispiele: Häuserblock in der Stadtplanung, Grundriss, Ordnungsprinzip (Raster)
Symbolik: Das Quadrat ist ein statisches Symbol für den irdischen Lebensbereich, für Grenzen, aber auch für Materie, irdische Realität und menschliche Einteilung und Ordnung. Seine vier Seiten weisen auf die vier Himmelsrichtungen und die vier Elemente hin. Da beim Quadrat keine der vier Seiten bevorzugt wird, gilt es auch als Sinnbild der Gerechtigkeit.
Nach C.G. Jung symbolisiert das Quadrat Materie, Leib und Realität.
Das Dreieck ist spannungsvoll und dynamisch, auf einer Seite stehend gewinnt es die Stabilität der Pyramide, ohne seine Dynamik zu verlieren. Die nach oben gerichtete Spitze weist in eine positive Richtung.
Auf der Spitze stehend, so wirkt das Dreieck instabil, dynamisch und erzeugt Aufmerksamkeit (Verwendung als warnendes Verkehrssignal).
Bedeutung: Stabil / labil, dreifach, spitz, dynamisch / solide, bewegend / ruhend
Assoziationen: Spannung / Entspannung, aggressiv / defensiv
Beispiele: Verkehrsschilder, Hinweisschilder, Richtungspfeile
Symbolik: Das Dreieck ist Symbol miteinander verbundener Spannungen und der Balance auseinanderstrebender Kräfte. Mit der Spitze nach oben weisend steht es für männliche Schaffenskraft und Feuer (züngelnde Flamme), mit nach unten weisender für Weiblichkeit und Wasser.
Die Zahl Drei bedeutet Überwindung der Entzweiung, Vollkommenheit und wird damit Basis verschiedener Systeme: Gestern-Heute-Morgen, Himmel-Erde-Hölle, Körper-Seele-Geist, Glaube-Liebe-Hoffnung, Vater-Mutter-Kind, These-Antithese-Synthese und Dreifaltigkeit. Auch die 3 Aufgaben, Wünsche oder Prüfungen im Märchen gehören zu dieser Symbolik. Als Synthese aus der Eins und der Zwei wird die Drei Sinnbild der Vermittlung.